Ein Stern am Himmel
 
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Unser Stern am Himmel

Im November 2000 erfuhren wir, das ich wieder schwanger bin, dieses Gefühl nach all den Jahren warten, kann man nicht beschreiben. Wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal. Einfach wundervoll. 

Ich war im 5. Monat schwanger, als ich eines Nachmittags einen Anruf von meinem Cousin bekam, er überbrachte eine unangenehme Nachricht, mein Opa war gestorben. Er hatte schon mehrere Tage im Sterben gelegen und wir hatten fast jeden Tag versucht ihn zu besuchen. Da es aber nur eine Frage der Zeit war, konnten wir uns schon auf seinen Tod vorbereiten, was für mich aber nicht so einfach war, ich versuchte mich mit der Schwangerschaft abzulenken.
Einen Monat später, ich war in der 24. Schwangerschaftswoche (6. Monat), versuchte ich den Tod meines Opas zu verarbeiten, konnte jetzt auch mal ein Bild von ihm anschauen, ohne dass ich gleich anfing zu weinen, durch die Gefühlsschwankungen der Schwangerschaft war diese Trauer noch intensiver. Es schien alles so langsam wieder gut zu laufen und der Alltag hatte mich fast wieder.

Bis, ja bis ich eines Nachts etwas Schreckliches träumte. Ich schlief in dieser Nacht sehr schlecht. Träumte, dass der
Gynäkologe mir eine schlechte Nachricht überbringen musste,
-mein Baby im Bauch sei tot-. Was für eine Nacht, klitschnass wachte ich am nächsten Morgen auf und konnte kaum klar denken. Versuchte mich mit der Renovierung in der neuen Wohnung abzulenken, um den Traum zu vergessen, was nicht lange möglich war. Meinem Mann erzählte ich anfangs nichts, weil ich ihn nicht auch noch beunruhigen wollte, aber er merkte, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich erzählte ihm von meinem Traum und von den Ängsten. Er versuchte mich abzulenken und cremte mir den Bauch ein, denn Massage konnte mich schon immer ein wenig beruhigen, legte seine Hand auf den Bauch und versuchte durch leichtes Klopfen das Baby zu wecken, um die Tritte oder das Boxen zu spüren. Wir sagten zeitgleich, „da war was!“ War wirklich alles in Ordnung? Keine Wehen und auch keine Blutungen. Nichts!!! Da musste doch alles Okay sein, der Traum war eben doch nur ein Traum, zum Glück!!! Den Tag über versuchte ich mich mit irgendwelchen Gedanken abzulenken, was mir nicht wirklich gelang. Wir renovierten erst unsere Wohnung und konnten dann auch noch im neuen Geburtshaus die Wände tapezieren und anstreichen helfen. Ich verrichtete nur einfache Tätigkeiten, wie Kabel unter Putz legen, was ich sehr gerne machte und es in meinem Zustand das Angenehmste war, da man mit „kleiner Kugel“ nicht mehr so die Leiter rauf und runter kommt. Ich konnte mich aber gar nicht so auf die Arbeit konzentrieren, da mir ständig wieder der Traum im Kopf umherspukte. Abends waren wir es leid und fuhren zur Hebamme, wir dachten, wenn sie die Herztöne abhört und wir sie dann auch hören, wären wir beruhig, besonders ich, um den Traum endlich zu vergessen.
 
Wir machten uns auf den Weg zur Hebamme. Sie war zu Hause, sah mich und fragte was los sei. Die Sorgen waren mir anscheinend ins Gesicht geschrieben. Wir erzählten ihr in aller Ruhe von dem Traum und den Bedenken, dass der Traum vielleicht doch wahr sei. Sie versuchte die Herztöne abzuhören, sie suchte und suchte, indem sie mit dem Gerät über den ganzen Bauch strich, von oben nach unten, von rechts nach links und das ganze von vorne. Das einzige, was man hörte, war meine Plazenta. Ich hielt den Atem an und wollte es nicht glauben, nach einer halben Stunde, aber so lange hielt ich die Luft nicht an, versuchte sie uns vorsichtig beizubringen, das unser Baby zu 99,9 % wirklich tot sei. Ich war wie gelähmt, in diesem Moment konnte ich nur laut schreien. Nach einer Weile nahm sie uns in den Arm und drückte uns ganz fest an sich, sie zeigte uns damit, dass sie uns mit der Trauer nicht alleine lassen würde und uns beistand. Ich konnte nicht aufhören zu weinen, bis, ja bis wir in die Klinik fuhren, um per Ultraschall die hundertprozentige Bestätigung zu bekommen. Im Krankenhaus war alles so Still, die Uhr zeigte mittlerweile 1:30 Uhr und die diensthabende Ärztin war gerade bei einer Geburt, als sie sich nach 15 Minuten um uns kümmern konnte. Wir erzählten ihr alles, von dem Traum bis zu dem Herztönesuchen bei der Hebamme. Sie führte uns zum Ultraschallraum, ich legte mich auf eine, mit über großem -Zewa-Wisch-Und-Weg-Tuch bedeckte Liege, um das Ultraschall besser durchführen zu können. Weder den Herzschlag, noch Bewegungen des Babys konnten wir auf dem Ultraschallbild erkennen. Was ein eindeutiges Zeichen des Todes war. Dies war aber nicht erst ein/zwei Tage vorher, sondern schon etwas länger passiert, dies konnte ich, als Ultraschallaie, sogar sehen. Sie nahm sich sehr viel Zeit um uns Fragen zu beantworten und die Vorgehensweise genauer zu erklären. Wir sollten uns auf mehrere Tage und mit einer spontanen Geburt (Fachbegriff für natürliche Geburt) einstellen. Da das Baby schon sehr groß war, konnte es nicht mehr ausgeschabt werden, es müsse auf natürliche Weise zur Welt kommen. Für die Beerdigung wurde uns eine Möglichkeit geboten, unser Baby auf dem Zentralfriedhof, bei vielen anderen Babys beisetzen zu können. So hätten wir jeder Zeit, die Möglichkeit an einen festen Ort zu gehen, wo unser Sternenkind liegt. Wir fuhren zum Kräfte sammeln noch mal nach Hause. Die Nacht war sehr anstrengend und Schlaf raubend. Das Baby war noch in meinem Bauch und sollte tot sein, ich wollte es nicht zur Welt bringen, ich wollte, dass es lebt. Ich fühlte mich so hilflos und der Ohnmacht nahe, denn ich konnte mich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass das Baby im Bauch wirklich tot sei. Nach langem Kampf mit den Tränen und den Gedanken gewann die Müdigkeit und ich schlief. Am nächsten Morgen gegen 8:00 Uhr fuhren wir wieder, mit gemischten Gefühlen, in die Klinik. Da angekommen, wurde ich in ein Privatzimmer gelegt. Der Oberarzt war zum Glück ein guter Bekannter von uns, er erklärte die Vorgehensweise. Er veranlasste, dass mein Mann auch ein Beistellbett ins Zimmer bekam, damit wir viel Zeit für uns hatten. Eine halbe Stunde nach dem wir uns im Zimmer, so gut es ging, eingelebt hatten, bekam ich ein wehenförderndes Gel an den Muttermund, dass die Wehen einsetzten. Wir liefen Treppen rauf und runter, vom 8. Stock in den 1. und wieder zurück. Die Wehen wurden stärker und stärker, irgendwann hielt ich sie nicht mehr aus. Ließ mir, sogar freiwillig, eine Infusion mit schmerzlindernden Mitteln legen, trotz großer Angst vor Spritzen, aber bei diesen Schmerzen kein Wunder. Ich war froh, endlich nicht mehr so leiden zu müssen. Die Wehenschmerzen waren zwar nicht weg, aber erträglicher. Der Oberarzt erklärte mir, dass er dann später, nach der Geburt, eine Ausschabung vornehmen müsse, da die Plazenta nach der Geburt in diesem Schwangerschaftsstadium nicht komplett sei und er es entweder in Vollnarkose oder PDA vornehmen könne. Für eine der Möglichkeiten sollte ich mich entscheiden, was sich für mich nicht so einfach erwies.
Wie
- ich und PDA? Nie und nimmer, never, nothing, niente….
oder doch? - Mit Vollnarkose wäre ich ja dann die ganze Nacht außer Gefecht gesetzt und ob das des Rätsels Lösung wäre? Na ja, ich hatte ja noch ein bisschen Zeit um es zu überdenken. Ich verdrängte diese Entscheidungen und schob sie, so lange wie möglich, vor mir her. So gegen 14:00 Uhr ließen die Wehen wieder nach. Es sollte alles einfach vorbei sein, aber dies war nicht abzusehen. In diesem Moment hätte ich am liebsten meine Tasche geschnappt, mich für den Versuch, die Bemühungen und die Fürsorge bedankt und wäre am liebsten nach Hause gefahren, was aber nicht ging. Es lief wie ein Film vor meinen Augen ab. Tage, es dauert T a g e, wie ich in Wehen liege und immer wieder die frustrierende Nachricht, -tut mir Leid, hat sich immer noch nichts getan-, von den Ärzten zu hören. H I L F E, ich konnte noch nicht mal zu meinem Mann sagen: „So jetzt reicht es mir, jetzt kannst du das auch mal übernehmen.“ Nein, dies war ganz alleine meine Sache, die ich durchstehen musste. Fabien war zum Glück bei meiner Mama untergebracht, sonst hätte ich nicht so abschalten und mein Mann mir nicht so beistehen können. Ich versuchte mich wieder zu fangen und schickte ihn in die Cafeteria, damit er auch mal eine Pause bzw. Ruhe vor dem Sturm hatte. Er ging gerade aus dem Zimmer, ich hörte noch die Tür ins Schloss fallen, und in diesem Moment fingen meine Wehen wieder an heftiger zu werden, so heftig, dass ich noch nicht mal in der Lage war meine Einverständniserklärung für die PDA auszufüllen und zu unterschreiben. Was ich auch noch freiwillig versuchte. Ich dachte mir zerreißt es den Unterbauch. Nach einer halben Stunde kam mein Mann wieder ins Zimmer, die Begrüßung meinerseits hielt sich in Grenzen, ich brachte kaum ein Wort vor Schmerzen heraus. Er füllte die Zettel aus und ich setzte meine Unterschrift drunter, was gerade so möglich war. Ich wurde mit samt meinem Bett in den Kreißsaal gefahren, als die Schmerzen auf einmal weg waren und der Muttermund sich öffnete. Im Kreißsaal angekommen wartete der Oberarzt auf uns, um die PDA zu setzen.
  
Die PDA war gelegt und das Betäubungsmittel wurde gespritzt, ich hatte es doch tatsächlich überlebt. Dann hieß es abwarten und Tee trinken, der Muttermund war schon soweit geöffnet, das es bis zur Geburt nicht mehr so lange dauern konnte. Die Hebamme im Kreißsaal holte ein Radio, denn die Musik sollte uns ein bisschen ablenken. Die Atmosphäre im Kreißsaal und auch vorher, oben auf der Station, war toll. Ich fühlte mich so sicher und behütet, Ärzte und Hebammen versuchten mir die Zeit im Krankenhaus so schön wie möglich zu gestalten, waren einfühlsam und versuchten auf meine
Wünsche einzugehen.
 
Gegen 18:00 Uhr wechselte ich von meinem Bett auf das Geburtsbett. Nun waren wir schon 10 Stunden im Krankenhaus und das Ende des Wartens war endlich abzusehen. Wir versuchten noch ein wenig Kräfte zu sammeln, für den schwierigsten Teil, die Geburt. Die Hebamme schaute, ob alles in Ordnung war und ich vielleicht noch etwas brauchte. Nein, nur dass es endlich vorbei sei, aber der allergrößte Wunsch an diesem Tag, das Setzen der PDA hinter mir zu haben, war schon erfüllt. Mir ging es „fantastisch“, ich spürte nichts mehr von den Wehen, die Schmerzen waren durch die PDA komplett ausgeschaltet und so konnte ich genug Kräfte für die Geburt sammeln. Unsere Freundin, die Hebamme, kam auch noch mal zu Besuch, wollte mal schauen wie es voranging. Die Schwestern, Ärzte und Hebammen versuchten mir das Gefühl zu vermitteln, dass ich nicht alles ganz alleine durchstehen müsse, meine Ängste und Gedanken konnte ich ihnen zu jeder Zeit mitteilen. Mehr konnten sie nicht für mich tun, sagte eine der Hebammen, aber genau dieses war vollkommen ausreichend, mehr wäre auch schon wieder zu viel gewesen. Der Arzt schaute noch mal nach dem Muttermund und verkündete die lang ersehnte Nachricht, dass es so weit wäre.
  
 
Jaaaaaaa,

 
endlich, ich konnte die Gefühle in diesem Moment nicht zurückhalten und weinte, aber ich weinte vor Freude und atmete noch mal tief durch. Ich wusste, wofür ich das alles tat, um mein Baby nach der Geburt sehen und es im Arm halten zu können.
Die Uhr zeigte 21:05 Uhr, als unser Baby geboren wurde und wir es sehen konnten -aber ich hatte den ersten Schrei vermisst, obwohl mir klar war, dass Jacqueline nicht schreien würde. Ich hatte es mir im tiefsten Inneren aber gewünscht. Es war alles so still!
Der Arzt überbrachte die Entscheidende Information, es war ein Mädchen. Jacqueline!!!! Ich nahm sie in die Hände, in diesem Moment merkte ich, wie meinem Mann das Atmen schwerer fiel, denn er wünschte sich sehnlichst eine Tochter. Wir schauten sie an und versuchten die Fassung zu wahren, was uns aber nicht gelang und weinten beide. Der Arzt und die Hebamme ließen uns erst einmal ganz alleine mit Jacqueline, damit wir uns in aller Ruhe sie anschauen, anfassen und von ihr verabschieden konnten. Es ist schon ein kleines Wunder von 25cm.
 
Jacqueline sah Fabien sehr ähnlich, wie er als Säugling ausgesehen hatte. Nach einer ganzen Weile kam die Hebamme und nahm Jacqueline kurz mit, machte auf eine Faltkarte mit Foto Abdrücke von Händen und Füßen und klebte ein Foto von ihr mit ein, eine Erinnerung an unsere Tochter, für später.
Der Arzt brachte unsere Tochter wieder und teilte uns die Todesursache mit: Durch das Umherturnen im Bauch war die Nabelschnur zwei Mal um den Hals geschlungen. Er erklärte uns, dass eine Umschlingung sehr oft vorkäme, doch dadurch, dass Jacqueline die erste Umschlingung mit der zweiten zuzog, konnte sie es nicht überleben. Eine Umschlingung der Nabelschnur würde in den meisten Fällen erst bei oder nach der Geburt festgestellt, aber dies würde in 97% aller Fälle gut ausgehen.



                       

 
ICH WERDE SIE NIE VERGESSEN; DENN SIE HAT IHRE SPUREN IN MEINEM HERZEN HINTERLASSEN!!!


8 Wochen nach der Geburt von Jacqueline hat sich mein Mann getrennt. Er verließ das Haus mit den Worten: "und übrigens, ich geb´ dir die Schuld an dem Tod von der Kleinen". Und die Tür fiel ins Schloss.
Da ich durch die Trennung, die Phasen der Trauer nicht so durchleben konnte, bekam ich immer wieder bei dem Thema Tränenausbrüche. Eines Tages beschloss ich dieses zu ändern und schrieb so nach und nach alles darüber auf. So entstand ein Buch über diese Erfahrung. 

neues  
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